Vakuum

Tick. Tack.
Tick. Tack. Stunde um Stunde, Minute um Minute, Tag um Tag. Alles läuft weiter und bleibt dennoch stehen. Die Tage verlaufen alle gleich und erscheinen immer unbedeutender. Immer belangloser. Immer lächerlicher. Der Alltag läuft auf Hochtouren, alles läuft irgendwie, sodass der Wunsch nach Chaos wächst. Chaos, das diese Monotonie durchbricht. Die Monotonie, die jegliche Zirkulation zum ersticken bringt, den Sauerstoff entzieht, den Atem nimmt. Das Chaos, das einem Arbeit und Herausforderung bietet, das einen Sinn gibt, Halt, den Atem wieder einhaucht.
Und da ist es. Das Chaos. Doch anstatt Sinn und Halt zu geben, wirft es einen aus der Umlaufbahn der eigenen Gefühle. Trifft einen, als würden Körper und Geist sich trennen. Aus dem Atem wird ein unkontrollierbarer Tornado, der jeglichen klaren Gedanken davon weht. Und man steht da, als würden einem die Arme abfallen vor lauter Last auf den Schultern, wie die vollbepackten Einkaufstüten aus den Händen einer gestressten Hausfrau. Währenddessen spült der Tornado aus Atem jeglichen restlichen Sauerstoff hinaus. Hinaus aus dem Alltag, der einem gar nicht mehr so schlimm erscheint als vorher. Nun aber weit entfernt, ein unerreichbarer Ort, der es nicht mal wagt noch in Träumen aufzutreten. Das Chaos, dass so wünschenswert war kehrt sich. Man sollte aufpassen, was man sich wünscht. Es könnte in Erfüllung gehen. Was diese Gefahr behält, hat auch Chancen inne. Chancen, die nicht ergriffen werden können, da sie sich unerkenbar hinter Entscheidungen verbergen. Alles könnte eine Chance sein. Oder auch nicht. Es hinge vom Nutzen, von der Wirkung, von dem Ergebnis der Entscheidung ab, doch wie soll man entscheiden, wenn man nicht utilitaristisch abwägen kann? Was würde wie stark zur Heilung beitragen, bei welchem Risiko an weiteren Schmerzen? Denn darum geht es doch letztendlich. Eine heile Welt oder die Fähigkeit, mit den Verletzungen fortzufahren zu können. Na gut. Eigentlich ist es viel komplexer, aber wenn das Chaos so groß und der Sauerstoff zu knapp ist, ist komplexes Denken wie der Alltag, den man sich zurück ersehnt. Manchmal helfen Ratschläge, mit denen man sich die Entscheidungen von den Ratgebern abnehmen lässt. Manchmal hilft nur das eigene "Bauchgefühl", der Instinkt. Doch zumeist steht beides im eskalierenden Konflikt. Zu Komplex für utilitaristische Entscheidungen.
Nur selten wird die Möglichkeit der Schwebe in Betracht gezogen. Des Aufschiebens der Entscheidung oder Aussetzen. Aussitzens. Bis es in Vergessenheit gerät. Ein zweites Mal auf die Play-Taste drücken, sich Zeit gewinnen bevor es wieder weiter geht. Mehr Zeit.

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